Towards Sonic Resocialization Of POW-Recordings Produced In Germany During WWI


Deutsche Projektbeschreibung
Das Berliner Lautarchiv besitzt eine sensible Sammlung von Aufnahmen mit Kriegsgefangenen des Ersten Weltkriegs. Darunter befinden sich 456 Aufnahmen mit afrikanischen Kriegsgefangenen in deutschen Lagern, die Anette Hoffmann als besonders wertvoll für die Erarbeitung dekolonialer Historiographien identifiziert hat, da sie persönliche Spuren der beteiligten afrikanischen Sprecher sowie oft sensible Spuren einer Konstellation der Wissensproduktion zwischen deutschen Linguisten und diesen Sprechern unter den Zwangsbedingungen des Ersten Weltkriegs darstellen (Hoffmann 2015; 2020; 2021; 2024; Hoffmann & Mnyaka 2015). Das Lautarchiv hat sich bereit erklärt, diese historischen Quellen in digitaler Form zusammen mit der korrigierten historischen schriftlichen Dokumentation mit dem Institut Fondamental d'Afrique Noire in Dakar zu teilen.

Zu diesem Zweck muss die Dokumentation aus dem Deutschen ins Französische und Englische übersetzt; historische Fehler müssen korrigiert werden; Provenienzforschung im Hinblick auf die Herkunftsorte vieler Sprecher und Textgattungen muss durchgeführt werden. Darüber hinaus ist die Übersetzung einiger Textbeispiele entscheidend für das Verständnis dieser Aufnahmen und ihrer Bedeutung für die Kolonialgeschichte sowie für die Erstellung eines neuen Indexes. Bereits vorhandene Forschungsergebnisse werden in die korrigierte Dokumentation aufgenommen.

Das Projekt zielt darauf ab, den Prozess der Bereitstellung dieser akustischen Sammlung historischer Quellen in Afrika/für afrikanische Forscher, Erben, Gemeinschaften, Künstler*innen, Student*innen und die interessierte Öffentlichkeit in enger Zusammenarbeit mit dem IFAN-Institut durchzuführen, um die Vorlage eines bewährten Verfahrens für potenzielle künftige sonic resocialization in Form von weiterem Engagement und der gemeinsamen Nutzung historischer Klangarchive zu entwickeln. Der Transfer von Wissen, das bislang ausschließlich in Berlin verfügbar war, sowie die kollektive Auseinandersetzung mit Nutzungsrechten, der zukünftigen Nutzung von Stimmaufnahmen und gesprochenen/gesungenen Texten, ist eine dezidiert dekoloniale Strategie.

Englische Projektbeschreibung
The Lautarchiv in Berlin holds a unique collection of Prisoners of War-recordings produced in Germany during World War I. Among these are 456 recordings of African POWs in German Camps, which Anette Hoffmann has identified as of particular value for the crafting of decolonial historiographies. These are also personal traces of the African speakers in Germany, as well as traces of an asymmetric constellation of knowledge production between German linguists and the speakers, under the coercive circumstances of WWI (Hoffmann 2015; 2020; 2021; 2024; Hoffmann & Mnyaka 2015). The Lautarchiv has agreed to share these historical sources in digital form, together with the rectified documentation, with the Institut Fondamental d'Afrique Noire in Dakar (IFAN).

To this purpose, the documentation and metadata needs to be translated from German into French and English; historical errors need to be corrected; provenance research with regard to the places of origin of many of the speakers and textual genres will be conducted. Further, the translation of selected examples is crucial for the understanding of these recordings, their significance for the understanding of colonial history and for creating a new index. Additionally, already available research will be added to the corrected documentation.

The project aims to undertake the process of making available this acoustic collection of historical sources in Africa/for African researchers, heirs, communities, artists, students and the interested public in close alliance with the IFAN Institute in order to develop a template of best practice for potential future sonic resocialization in form of further engagement and sharing of historical sound archives. This is a decolonial move that seeks not only to share knowledge previously held in Berlin exclusively, but also to engage with questions of ownership, future uses of this knowledge, the recorded voices and of recorded texts/songs.

Projektleitung
Li, Christopher Dr. (Details) (Zentralinstitut Hermann von Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik)

Beteiligte externe Organisationen

Mittelgeber
Sonstige Stiftungen

Laufzeit
Projektstart: 03/2024
Projektende: 02/2026

Forschungsbereiche
Afrika-, Amerika- und Ozeanienbezogene Wissenschaften, Ethnologie und Europäische Ethnologie, Musikwissenschaften, Sprachwissenschaften

Forschungsfelder
Afrikalinguistik, Afrikanische Geschichte, Afrikanische Literaturen und Kulturen, Archives/Archive, Cultural Anthropology, Ethnologie, Europäische Ethnologie, Interdisziplinäre Rechtsforschung, Linguistik, Musikethnologie, Musikwissenschaft

Zuletzt aktualisiert 2024-24-10 um 08:22