DFG-Sachbeihilfe: Die Judäer/Aramäer auf Elephantine: Ihr sozialer und ökonomischer Status im Lichte neuer Texte aus dem perserzeitlichen Ägypten und Babylonien


Dieses Forschungsprojekt untersucht auf der Basis einer philologisch ausgerichteten Grundlagenforschung den sozialen und wirtschaftlichen Status der Judäer/Aramäer im perserzeitlichen Ägypten. Die Fragestellung des Projektes setzt bewusst anders an, als bislang getan: Ging die Forschung zu Elephantine auf der Basis der Arbeiten von Bezalel Porten oftmals davon aus, dass es sich um eine persische Militärkolonie handelte, die in ihrer Religionsform dem anhand der biblischen Bücher Esra-Nehemia bezeugten nachexilischen Judentum ähnelte, rückt das hier beantragte Projekt ganz bewusst die nicht-religiöse Frage in den Mittelpunkt: Was lässt sich über die wirtschaftliche und rechtliche Situation der Judäer/Aramäer sagen, wenn man (a) neu publizierte aramäische Texte hinzunimmt und (b) die aramäischen Textzeugnisse aus Elephantine mit dem Material aus Babylonien vergleicht? Ein Ergebnis der einjährigen Vorbereitungsphase des Projektes ist, dass weder die bislang publizierten aramäischen Papyri aus Elephantine, noch das derzeit bearbeitete, unpublizierte Material auf militärische Gruppen oder Söldner verweisen und auch die Religionsform nicht im Mittelpunkt der Texte steht. Vielmehr geben die Texte einen Einblick in die Lebensform der Judäer/Aramäer auf Elephantine, ihren sozialen Status und ihre Interaktion mit den persischen Autoritäten in rechtlicher und wirtschaftlicher Hinsicht. An diesem Punkt ergibt sich ein Vergleich zum babylonischen Material, denn auch dieses gibt nicht unmittelbar Aufschluss über die religiöse Identität der Judäer – Aussagen dazu lassen sich allenfalls anhand der Personennamen machen –, sondern enthält wichtige Informationen zum rechtlichen und wirtschaftlichen Status der Judäer und anderer Ethnien. Die Fragestellung des Projektes hat unmittelbare Konsequenzen für die alttestamentliche Forschung. Denn die Untersuchung des sozialen Status einer wichtigen Form des perserzeitlichen Judentums führt zu literaturgeschichtlichen Fragen.
Insgesamt will das Forschungsprojekt nicht nur einen Beitrag zur Geschichte des antiken Judentums leisten, sondern auch Grundlagen bereitstellen für die Erforschung der alttestamentlichen Literatur, die zunehmend in die Perserzeit datiert wird.

Sprecher/in
Schipper, Bernd U. Prof. Dr. Dr. (Details) (Geschichte Israels in der Altorientalischen Welt)

Mittelgeber
DFG: Sachbeihilfe

Laufzeit
Projektstart: 01/2021
Projektende: 05/2024

Forschungsbereiche
Evangelische Theologie

Forschungsfelder
Israel und Ägypten – Forschungsschwerpunkt Elephantine

Zuletzt aktualisiert 2023-12-04 um 07:05