Internet-based aftercare for psychosomatic patients: a model for strenghtening reciprocal support - peer-counseling via moderated interent chats.
Das Projekt zielt auf die Förderung der Selbstmanagementkompetenzen der Versicherten zur Verstetigung des Rehabilitationserfolgs im Kontext der Reha-Nachsorge (vgl. Boes 2016, S. 370). Zielsetzung ist die partizipative Konzeptualisierung, Entwicklung und Optimierung einer wissenschaftlich begleiteten Onlineplattform, auf der ehemalige Rehabilitanden miteinander in Kontakt treten und sich themenspezifisch austauschen sowie sich zusätzliche hilfreiche Informationen über mögliche Unterstützungsangebote verschiedener Träger einholen können; darüber hinaus hat das Online-Portal das Potential zu einer Übertragung gegenseitiger Hilfen in die reale Welt. Thematisch fokussiert es auf mögliche Hemmschwellen und häufige Problemlagen der Nutzer, bei deren Überwindung und Bearbeitung ehemalige Rehabilitanden vielfach Anregungen und Hilfe benötigen. Die Onlineplattform zielt dementsprechend nicht auf retrospektive Aspekte wie etwa die Bewertung der Rehabilitationseinrichtungen (Unterstützung und nicht Bewertung im Sinne einer „Meckerbörse“), sondern soll allen Versicherten im Nachgang einer Reha einen Zugang zu anderen Betroffenen in ähnlichen Situationen, mit vergleichbaren Hemmnissen und unterschiedlichen Strategien der Überwindung bereitstellen. Im Kontrast zu bereits existierenden individuellen Onlinekontakten (etwa Facebook oder WhatsAPP) wird es über die von uns geplante Onlineplattform den ehemaligen Rehabilitanden möglich, Kontakte auch im Nachgang der Reha zu knüpfen bzw. zu reaktivieren. Damit ist der Zugriff „Peer“-Nachsorge in der Situation eines mitunter unvorhersehbaren oder verstärkten Bedarfs gewährleistet. Dabei soll die Onlineplattform auf die von den Rehabilitanden artikulierten sowie die aus wissenschaftlichen Studien bereits bekannten Bedarfe zentriert und als neues und innovatives Angebot entwickelt werden.
Als wissenschaftlich begleitetes unabhängiges Angebot fügt sich die Onlineplattform in die erweiterte Nachsorge und ergänzt die existierende Nachsorge des Regelbetriebs durch die Möglichkeit zur selbstgesteuerten Eigenaktivität (Information, Kommunikation), die in der Reha angestoßene Lerneffekte aufgreift bzw. neue anstößt. Nach unseren Erfahrungen erscheint insbesondere in ländlichen Regionen eine zusätzliche internetbasierte erweiterte Nachsorge vielversprechend.
Der partizipativen Entwicklung der Onlineplattform ist eine 18monatige Konzeptphase vorgelagert. In dieser wird die Entwicklung der Onlineplattform vorbereitet, werden die Akzeptanz und der Bedarf unter den Rehabilitanden durch eine Fragebogenerhebung sowie Fokusgruppen und Expertengespräche untersucht und die konkrete Wünsche und Vorstellungen der beteiligten Stakholder erhoben. Darüber hinaus wird die technische Umsetzbarkeit einer Web-, Android- und IOS-Applikation entsprechend den Wünschen der Rehabilitanden geprüft. Parallel dazu werden die Realisierbarkeit der Erstellung der Onlineplattform in der Entwicklungsphase geklärt, die Kosten dafür kalkuliert und die Finanzierung des weiteren Betriebs im Rahmen der erweiterten Nachsorge trägerübergreifend eruiert. Dabei sollen auch im Verlauf der Konzeptphase auftauchende alternative Gestaltungs- und Angebotsformen in die Überlegungen zur Entwicklung und Umsetzung des Angebots im Sinne eines lernenden Modells aufgenommen werden.
Der Übergang zur Entwicklungs- und Umsetzungsphase der Onlineplattform wird nur dann angestrebt, wenn sowohl ein Bedarf als auch die Akzeptanz dafür unter den Rehabilitanden besteht und die Onlineplattform zugleich technisch umsetzbar und dauerhaft finanzierbar ist.
Die Entwicklungs- und Umsetzungsphase hat den partizipativen Aufbau der Onlineplattform zum Inhalt. Zu Beginn wird ein erster konzeptueller Entwurf erstellt (siehe Design und methodische Vorgehensweise) und ausgeschrieben. Die Einbeziehung der Rehabilitanden ist bereits in dieser Phase von hoher Bedeutung, um das Konzept nutzerorientiert zu gestalten; letzteres spielt eine herausgehobene Rolle für die Akzeptanz der Plattform unter den Rehabilitanden und damit auch für die angestrebte Wirkung. Wissenschaftlich begleitet und betrieben wird das Onlineportal in der Projektlaufzeit von der beantragenden Forschergruppe. Zum Ende werden verstärkt Experteninterviews und Fokusgruppen mit verschiedenen Trägern geführt, um eine möglichst passgenaue Überführung in den Regelbetrieb zu gewährleisten. Das Vorhaben fügt sich dabei nahtlos in das von der Deutschen Rentenversicherung entwickelte „Rahmenkonzept zur Nachsorge nach medizinischer Rehabilitation“ (2017) ein und hier insbesondere in die in der Anlage 3 formulierten „Anforderungen an Tele-Reha-Nachsorge“, Punkt 2, Absatz c.
Grundsätzliches Ziel ist die Überführung der Onlineplattform in ein kostenloses und nicht kommerzielles Angebot der erweiterten Nachsorge. Bei der weiterführenden Wartung und Betreuung der Plattform ist eine Unabhängigkeit des Betreibers (z. B. Verein) vorteilhaft. Diese sorgt für Neutralität zwischen Trägern, Rehabilitationseinrichtungen und Versicherten und setzt mögliche Hemmschwellen herab (etwa bei Vorbehalten gegenüber Therapeuten, Trägern oder Rehabilitationseinrichtungen). Vorteilhaft wäre eine weiterführende wissenschaftliche Begleitung des unabhängigen Betreibers; im Kontrast zu von den Rehabilitanden selbst betriebenen virtuellen Gruppen (z. B. Facebook) können auf diese Weise die (sich verändernden) Bedarfe der Rehabilitanden zeitnah und zielgerichtet erhoben und bedient werden.
Financer
Other federal funding
Duration of project
Start date: 04/2019
End date: 12/2020
Research Areas
Humanities and Social Sciences
Research Areas
Mikrosoziologie, Psychosomatik, rehabilitation