Effektivität von Schutzgebieten im Kaukasus während sozio-ökonomischer und politischer Schocks
Der massive Biodiversitätsverlust von Arten und Ökosystemen ist ein Charakteristikum des Anthropozäns. Schutzgebiete sind ein universelles Instrument, um diesen Trend zu stoppen. Ziel der Schutzgebiete ist es, die Funktion und Integrität der Ökosysteme sowie die Artenvielfalt und Ökosystemleistungen zu erhalten. Trotz einer merklichen Zunahme von Schutzgebietsnetzwerken auf der ganzen Welt sind die menschlich verursachten Verluste an biologischer Vielfalt und Lebensräumen jedoch bis heute auf dem Vormarsch. Wie wirksam Schutzgebiete sind, ist also nicht immer klar. Ein besseres Verständnis, unter welchen Bedingungen Schutzgebiete wirksam sind, ist daher ein wichtiges Forschungsfeld. Eine Reihe an Faktoren beeinflusst die Wirksamkeit von Schutzgebieten. Zudem sind sozioökonomische und politische Bedingungen oft sehr dynamisch und können sich rasch ändern, was die Wirksamkeit von Schutzgebieten ebenfalls stark beeinflussen kann. Es ist daher von großer Bedeutung, an übergeordneten Fragestellungen zur Wirksamkeit von Schutzgebieten zu arbeiten, insbesondere unter der Berücksichtigung von sozioökonomischen und politischen Schocks. Die Schutzgebiete im Südkaukasus bieten eine einzigartige natürliche Versuchsumgebung, um solche Fragen zu beantworten, da sie unterschiedlichen Schocks und Managementansätzen ausgesetzt waren, jedoch gleichzeitig vergleichbare Ökosysteme und Artzusammensetzungen aufweisen. Mit dem vorgeschlagenen Forschungsprojekt folgen wir einem interdisziplinären Ansatz, der Top-Down-Fernerkundungsmethoden mit Bottom-up-Monitoring und sozialwissenschaftlichen Untersuchungstechniken verbindet. Das Ziel des Projektes ist dabei, den mehrdimensionalen, vom Menschen verursachten Druck auf Ökosysteme zu messen und die Wirksamkeit von Schutzgebieten vor, während und nach Schockereignissen zu quantifizieren. Zunächst wollen wir Trends und räumliche Muster von Flächenumwandlungen und dem Vordringen von Weidetieren über die Zeit quantifizieren. Mit Hilfe von Satellitenbildern und Fernerkundung in Kombination mit Telemetriedaten von Weidetieren werden wir raumzeitliche Muster der Landnutzungsänderung untersuchen. Zweitens soll die räumliche Verteilung von Wilderei in den Schutzgebieten über die Zeit quantifiziert werden. Zu diesem Zweck werden wir im Südkaukasus Fokusgruppen-Treffen mit Stakeholdern durchführen und Wildhüter-Logbücher zu Wildereivorfällen auswerten, um Wilderei-Hotspots zu lokalisieren. Drittens wollen wir die Rolle von Schutzgebieten zur Verringerung menschlichen Drucks im Kontext von sozioökonomischen und politischen Schocks bewerten. Abschließend wollen wir die Effektgröße von Schutzgebieten unter menschlichem Druck vor, nach und während eines Schockereignisses auf das Habitat verschiedener Huftierarten abschätzen. Durch die Bewertung der Wirksamkeit von Schutzgebieten im Südkaukasus wird diese Studie die ansonsten komplexen Auswirkungen von Faktoren wie sozioökonomischen und politischen Schocks in globalen Veränderungsprozessen trennen. Dies ist essentiell für die Entwicklung der Naturschutzmaßnahmen über das erforschte System hinaus. Unsere Projektergebnisse werden Handlungsempfehlungen für den Natur- und Artenschutz sowie die Landnutzungsplanung für die bedrohte Biodiversität des südlichen Kaukasus hervorbringen.
Die Forschungsziele des Projekts sind:
1. Quantifizierung räumlicher Muster von Flächenumwandlung und Viehzuchtbeeinträchtigung
2. Quantifizierung der räumlichen Verteilung von Wilderei
3. Bewertung der Rolle von Schutzgebieten in der Milderung menschlichen Drucks und deren Effekt auf die Größe des Schutzziels (wilde Huftiere) in Bezug auf Schocks und Managementbedingungen
Mittelgeber
DFG Eigene Stelle (Sachbeihilfe)
Laufzeit
Projektstart: 01/2019
Projektende: 12/2022
Forschungsbereiche
Geographie
Forschungsfelder
Agrarökonomie und -soziologie, Artenschutz und Naturschutz, Fernerkundung, Geographie, Sozio-ökologische Systeme