"Wissensproduktion" und "Wissenshaltungen" in der Sternenkunde des 17. und 18. Jahrhunderts: Kultur der Haushalte und Kultur europäischer Akademien
Die Sternenkunde der frühen Neuzeit umfasste astronomische wie astrologische Elemente und wurde auch von nicht gelehrten Bevölkerungsgruppen betrieben und alltäglich genutzt. Mit der Gründung der großen Akademien in Europa seit der zweiten Hälfte d. 17. Jh. wurde sie zugleich zu einer Leitwissenschaft dieser nach neuen Inhalten und Methoden strebenden, aber auf traditionelle Spezialisten angewiesenen Institutionen. Viele der dorthin berufenen Astronomen/Kalendermacher arbeiteten noch bis weit ins 18. Jh. mit ihren Familien auch in privaten Haushalten mit populärem Umfeld. Das Projekt fragt nach der Bedeutung einer sternenkundlichen und - im weiteren Sinne - divinatorischen "Kultur der Haushalte" für die Wissensproduktion und entsprechende Wissenshaltungen im Verhältnis zum akademisch-astronomischen Feld. Dazu ermittelt es die beide Felder jeweils strukturierenden sozialen, Arbeits- und Organisationspraktiken und begreift diese als bedeutungstragend, d.h. konstitutiv für je inhärente epistemische Ordnungen: Divinatorische Praktiken rücken so einerseits als gesamtgesellschaftlich effiziente Deutungsmuster in den Blick. In komparativer Perspektive (Berlin, London, später: Bologna) wird andererseits die Einbindung bzw. Ausgrenzung/Entwertung lokaler und personaler "Wissenshaltungen" im Kontext der Divination als wesentliche Momente einer durch die Institution geprägten universalistischen Wissenskultur herausgearbeitet.
Mittelgeber
Laufzeit
Projektstart: 06/2004
Projektende: 05/2005