Oligarchien im klassischen Griechenland
Neben Alleinherrschaften (Monarchien/Tyranneis) und Demokratien gehören Aristokratien bzw. Oligarchien zu den „klassischen“ politischen Ordnungen in den griechischen Poleis der klassischen Zeit. Im Vergleich zu diversen umfangreichen Studien zu den Tyrannisherrschaften und v.a. zur Demokratie in Athen ist allerdings die „Herrschaft der Wenigen“ in der althistorischen Forschung nur selten behandelt worden – die letzte umfassende einschlägige Studie datiert aus dem Jahr 1896. Vor diesem Hintergrund strebt das Projekt eine umfassende Neubearbeitung an. Gegenüber früheren Darstellungen sind dabei in zweierlei Hinsicht neue Erkenntnisse zu erwarten: Einerseits hat sich zumindest teilweise durch Inschriftenfunde das Quellenmaterial zu den Politeiai einzelner Städte verbessert. Zum anderen ist der lange Zeit vorherrschende „verfassungrechtliche“ Blick auf die politischen Ordnungen und Prozesse in wichtigen Hinsichten modifiziert worden. Die frühere Forschung war von den antiken, v.a. aristotelischen Kategorisierungen geprägt. Dieser Zugriff, der die antike Selbstbeschreibung unhinterfragt der eigenen Analyse zugrunde legte, ist nicht mehr als hinreichend zu betrachten, zumal leicht zu zeigen ist, dass die antiken Kategorien z. T. widersprüchlich oder kontrafaktisch sind. Ebenso wenig kann es allerdings darum gehen, die Unterschiede zwischen „Demokratie“ und „Oligarchie“ schlicht als „falsch“ zu bezeichnen und zu verabschieden, wie dies in der jüngeren Forschung teilweise geschehen ist. Vielmehr ist im Rahmen des Projekts ein Analyserahmen zu entwickeln und am empirischen Material zu prüfen, der es ermöglicht, Aufkommen, unterschiedliche Eigenarten und antike Beschreibungen oligarchischer Herrschaftsformen aus heutiger Sicht adäquat zu erfassen.
Laufzeit
Projektstart: 08/2010
Projektende: 12/2015
Forschungsfelder