Insculpta imago. Das Siegel als Paradigma eines Bildkonzepts des Mittelalters und der frühen Neuzeit II


Die Untersuchung zielt auf das Siegel als Paradigma eines Bildkonzepts des Mittelalters und der Frühen Neuzeit. Dieses Bildkonzept ist die imago insculpta in ihrer doppelten Natur als Siegelstempel und Siegelabdruck, deren zentrale Rolle in den Bereichen Literatur, Theologie, Recht, Philosophie, Geschichte und Kunst dargestellt wird. Mit der Analyse des Bildkonzepts des Siegels im Medium Text und der spezifischen plastischen Bildsprache von insculptae imagines, die auf der Basis des im Rahmen der Untersuchung erstellten Text- und Bildcorpus basiert, kann der Kunst – und bildwissenschaftlichen Forschung neues und grundlegendes Material bereit gestellt werden, das mit bereits bekannten Texten und Bildern konfrontiert wird. Die sich dabei herauskristallisierenden Themenfelder wie Dimensionalität, Authentizität, Reproduktion und kreative Intentionalität, spielen auch in der aktuellen Kunst- und Bildwissenschaft, ausgehend von zeitgenössischen Medien und ihren Bildern eine entscheidende Rolle. Die Auswertung des Text- und Bildcorpus geschieht im Kontext dieser aktuellen Forschungsströmungen. Eine besondere Leistung der Untersuchung liegt darin, dass sie Querverweise und gegenseitige Antworten theologischer, juridischer, „naturwissenschaftlicher“, literarischer und kunsttheoretischer – bzw. technologischer Argumentationen zum Siegel als plastischem Bild sichtbar machen kann, die einen umfassenden Bilddiskurs des Mittelalters und der Frühneuzeit bezeugen. Das Medium selbst, aber auch seine sprachliche und bildliche Rezeption hatten eine Katalysatorfunktion, die zur Multiplikation seiner Bilder in andern plastischen Gattungen drängte und zur Aufnahme aktuellster Diskurse zum Bild und seinen plastischen Potenzen. Die Untersuchung will so aus interdisziplinärer Sicht einen substantiellen Beitrag zur kunst- und bildwissenschaftlichen Diskussion um das Bild des Mittelalters und der Frühen Neuzeit leisten, die bislang im wesentlichen auf der Prämisse des zweidimensionalen Bilds beruht.


Principal investigators
Wolff, Ruth Dr. (Details) (Early Modern and Modern Art History (Census))

Financer
DFG: Eigene Stelle (Sachbeihilfe)

Duration of project
Start date: 12/2013
End date: 11/2014

Last updated on 2022-08-09 at 13:08