Umweltschutz im Iran: Zwischen Contentious Politics und Creative Claim Making
Die Umweltschutzbewegung im Iran durchlief in den letzten Jahren einen Prozess der subtilen Verschiebung, ausgehend von Formen der Bewusstseinsbildung und „contentious politics“ hin zu Lifestyle-Prioritäten, d.h. neue Formen haben sich in dieser neuen Phase herausgebildet. Diese neuen Formen sind nicht mehr so direkt verbunden mit der Mobilisierung der Zivilgesellschaft und „Contentious Politics“. Stattdessen konzentrieren sie sich zunehmend auf alternative Praktiken der Lebensstile und die Gestaltung von neuen Institutionen. Im Gegensatz zu der vorherigen Phase ist in dieser Phase der Umweltschutzbewegung ein breiteres Segment der Mittelklasse vertreten und macht die Bewegung damit umfassender. Während in der Vergangenheit Umweltschützer gezielt die iranische Regierung kritisierten und die Ausdehnung des öffentlichen Raumes vorantrieben, richten die Umweltschützer der neuen Phase ihre Aufmerksamkeit auf Lebensstile, Mensch-Umwelt-Interaktionen und verschiedene Formen von Wirtschaft und Wirtschaftsorganisation. In der vorgeschlagenen Forschung werde ich drei verschiedene dominante Formen dieser neuen Phase des Umweltschutzes analysieren:
(1) den Bau des ersten iranischen Öko-Dorfes und die wachsenden Bestrebungen um eine nachhaltige Stärkung der Rolle der lokalen Gemeinschaften;
(2) den raschen Ausbau von Öko-Tourismus-Unternehmen; und
(3) die Erhöhung der Anzahl von Vegetarier*innen, vegetarischen Restaurants und Geschäften (die völlig neue Phänomene im Iran sind).
Ich versuche, das Aufkommen eines wachsenden Umweltbewusstseins von Iranern besser zu verstehen. Die Frage ist z.B., ob es sich um das Ergebnis von länderübergreifenden Wissensflüssen handelt, oder eher um einen Ausdruck eines endogenen Wunsches, was Erik Olin Wright (2010) eine "echte Utopie" nennt? Schließlich werde ich prüfen, ob diese neue Phase als Kennzeichen der bestehenden Ungleichheit in der iranischen Gesellschaft dienen kann, ob die neuen Formen Beispiele für Martinez-Aliers (2003) Ausdruck "the environmentalsim of the poor" sind; oder sich in ihnen eine andere gesellschaftliche Transformation manifestiert.
Mittelgeber
DFG - Sachbeihilfe
Laufzeit
Projektstart: 06/2015
Projektende: 10/2015