Effekte kombinierter musikalischer und phonologischer Frühförderung auf die Entwicklung phonologischer Bewusstheit bei Kindergartenkindern deutscher und nichtdeutscher Herkunftssprache
Projektbeschreibung
Das im September 2012 begonnene Projekt hatte die Zielsetzung, die Effektivität eines sukzessiv miteinander kombinierten musikalischen und phonologischen Trainingsprogramms mit der Wirksamkeit eines rein phonologischen Trainings auf die Entwicklung der phonologischen Bewusstheit von Kindergartenkindern zu vergleichen. Zusätzlich wurden die beiden Trainingsgruppen einer Kontrollgruppe ohne spezifische Förderung gegenübergestellt. In früheren Studien hatte sich gezeigt, dass ein Training musikalischer Fähigkeiten ähnliche Effekte auf die Entwicklung der phonologischen Bewusstheit im letzten Kindergartenjahr erzielen konnte wie ein bewährtes phonologisches Trainingsprogramm. Durch die Kombination der beiden Trainingsprogramme sollte insgesamt ein größerer Effekt erzielt werden, vor allem bei Kindern mit nichtdeutscher Herkunftssprache und niedrigen sprachlichen Ausgangsleistungen. Die sprachlichen, phonologischen und musikalischen Kompetenzen der Kinder aller drei Gruppen wurden dabei zu vier Messzeitpunkten während des vorletzten und letzten Kindergartenjahrs untersucht. Für den ersten Messzeitpunkt zu Beginn des vorletzten Kindergartenjahres konnten insgesamt 436 Kinder aus den Bundesländern Baden-Württemberg, Bayern und Berlin gewonnen werden. Zum vierten Messzeitpunkt am Ende des letzten Kindergartenjahres konnten noch 376 Kinder untersucht werden, was einer Drop-Out-Quote von 13,8 % entspricht. Die Ergebnisse zeigen, dass das Training musikalischer Fähigkeiten nicht die erhoffte Wirkung auf die phonologische Bewusstheit der Kinder erzielen konnte. Die so geförderten Kinder waren am Ende des vorletzten Kindergartenjahres nicht besser in ihren Leistungen als die Kinder der Kontrollgruppen. Das phonologische Training zeigte wie bereits in anderen Studien einen kleinen bis mittleren Effekt. Die Trainingseffekte bei Kindern nichtdeutscher Herkunftssprache glichen dabei weitgehend denjenigen bei Kindern deutscher Herkunftssprache. Kinder mit niedrigen sprachlichen Ausgangsleistungen profitierten dagegen deutlich stärker von einer phonologischen Förderung als ihre Altersgenossen mit normalen bis hohen Ausgangsleistungen. Zusammenfassend ist nach jetzigem Stand für die Förderung der phonologischen Bewusstheit im Kindergartenalter vor allem ein phonologisches Trainingsprogramm geeignet, während die evtl. differenziellen Effekte eines Trainings musikalischer Fähigkeiten in diesem Bereich noch näher analysiert werden sollten.
Projektleitung
- Stanat, Petra Prof. Dr. ⧉ (Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen)
- Artelt, Cordula Prof. Dr. (Otto-Friedrich-Universität Bamberg)
- Schneider, Wolfgang Prof. Dr. (Julius-Maximilians-Universität Würzburg)
Weitere Projektmitglieder
Beteiligte Organisationseinheiten der HU
Mittelgeber
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)
Laufzeit
Projektstart: 09/2012
Projektende: 08/2015
Forschungsfelder
Publikationen
Kempert, S., Götz, R., Blatter, K., Tibken, C., Artelt, C., Schneider, W., & Stanat, P. (2016). Training early literacy related skills. Which contribution does a musical training make to phonological awareness development? Frontiers in Psychology, 7: 1803.
Kempert, S., Tibken, C., Götz, R., Blatter, K., Stanat, P., Schneider, W. & Artelt, C. (2015). Die Entwicklung schriftsprachlicher Vorläuferfähigkeiten: Wie wirkt sich ein Training musikalischer Fähigkeiten aus? In A. Redder, J. Naumann & R. Tracy (Hrsg.), Forschungsinitiative Sprachdiagnostik und Sprachförderung (FiSS) – Ergebnisse (S. 155-175). Münster: Waxmann.