SPP 1665: Schaltkreis-Mechanismen der Phasenpräzession: Experiment und Theorie


Die neuronale Aktivität von Orts-und Gitterzellen in der hippokampalen Formation zeigt eine systematische Beziehung zum Theta-Rhythmus des EEGs: Wenn das jeweilige Ortsfeld durchquert wird, verschiebt sich der Zeitpunkt der Aktionspotenziale gegenüber dem Theta-Rhythmus, d.h. die Aktionspotenziale „präzessieren“. Diese sognannte Phasenpräzession ist eines der am meisten untersuchten Phänomene in den systemischen Neurowissenschaften. Phasenpräzession könnte eine Rolle dabei spielen, die Zeitskalen synaptischer Plastizität (mit Lernregeln, die im Bereich von Millisekunden operieren) und des Lernens auf der Verhaltensebene (mit Lernregeln, die im Sekundenbereich operieren) aufeinander anzupassen. Die bisherigen Arbeiten zum Thema resultierten in umfangreichen Beschreibungen der Zeitstruktur neuronaler Aktivität im hippokampalen System und in zahlreichen Modellen der Phasenpräzession. Nichtsdestoweniger besteht nach wie vor kein Konsens wie Phasenpräzession entsteht. Neurone der Schicht 3 des entorhinalen Kortex weisen sehr ausgeprägte Phasenpräzession auf; wir werden daher unser Projekt auf dieses Hornareal fokussieren. Frühere Arbeiten zur Phasenpräzession zeigen, dass sich zwar leicht Modelle generieren lassen, aber der Ausschluss von Modellen scheitert an vier miteinander verwobenen Problemen: (1) Modelle haben zu viele freie Parameter, (2) die meisten Arbeiten formulieren keine präzisen Mikroschaltkreis-Hypothesen, (3) als Konsequenz machen diese Modelle nur schwache Voraussagen, und (4) spielen dementsprechend keine Rolle für die experimentelle Untersuchung der Phasenpräzession. Unser Forschungskonsortium hat einzigartige und komplementäre experimentelle und theoretische Expertise, um diese Probleme zu bewältigen: (i) Wir werden die entorhinalen Mikroschaltkreise mit hochauflösenden Verfahren in noch nie dagewesener Genauigkeit darstellen. (ii) Anhand dieser Ergebnisse wird ein stark prädiktives Mikroschaltkreis-Modell der Phasenpräzession generiert. (iii) Dieses Modell wird mit modernsten elektrophysiologischen und neurogenetischen Verfahren getestet. Derartige Manipulationen werden uns auch erlauben, die Verhaltensrelevanz der Phasenpräzession zu testen.


Projektleitung
Brecht, Michael Prof. Dr. (Details) (Tierphysiologie / Systemneurobiologie und Neural Computation)

Weitere Projektmitglieder
Kempter, Richard Prof. Dr. (Details) (Theorie neuronaler Systeme)
Schmitz, Dietmar Prof. Dr. (Charité – Universitätsmedizin Berlin)

Mittelgeber
DFG - Schwerpunktprogramme

Laufzeit
Projektstart: 11/2016
Projektende: 12/2019

Forschungsbereiche
Kognitive Neurowissenschaft, Molekulare Neurowissenschaft und Neurogenetik, Systemische Neurowissenschaft, Computational Neuroscience, Verhalten

Zuletzt aktualisiert 2022-08-09 um 21:08