Opfer- und Täternarrative als Waffen in den Konflikten Südkaukasiens


Die Konflikte in Kaukasien sind nicht nur aus einem Geflecht von unterschiedlichen Ursachen, Interessen und Akteuren entstanden, sondern ihre Bearbeitung und Lösung ist auf ein Akteur-Netzwerk angewiesen. Hauptanliegen unserer Projekte war deshalb stets, Vertreter*innen der kritischen Intelligenz aus dem Hochschul- und Bildungsbereich mit südkaukasischen Friedensinitiativen zusammen zu bringen, um sich im Kontext des Konfliktgeschehens über die Erinnerungskultur und Geschichtspolitik in den jeweiligen Ländern zu verständigen, Leitlinien und Projekte zu entwickeln, um Stereotypen und Feindbilder abzubauen. Beobachtet wird in den südk. Gesellschaften eine Nicht-Verarbeitung von erlebter Gewalt, dafür eine Instrumentalisierung von Opfer- und Täterzuschreibungen. Beides führt zur sogenannten „Verpanzerung“: starke Gewaltimpulse können Psychosen hervorrufen, die gleichsam die Fähigkeiten zur Reflexion und Dekonstruktion einschränken oder völlig boykottieren. Um jedoch diese Phänomene nicht nur beschreiben, sondern vor allem dekonstruieren und einschätzen zu können, soll das Konzept der Narrative und Diskursanalyse, vermittels derer Vergangenheit kommunizierbar wird, in einen direkten Zusammenhang zu Akteure und Interessen und damit in einen gesamtgesellschaftlichen Rahmen von Konfliktgenese gesetzt werden, um eine Sensibilisierung für Kanäle, Akteure und Funktionen von Geschichtsinstrumentalisierung zu verstärken und Gegenstrategien zu entwickeln. Entsprechend rechnen wir mit folgenden Ergebnissen:
• Ausgehend von der Untersuchung von Identitäten und Narrativen in den kaukasischen Gesellschaften die massive Feind- und Hasspropaganda als entscheidendes Hindernis für einen offenen Dialog zwischen „verfeindeten Völkern“ und eine nachhaltige Konfliktlösung zu analysieren. Dabei werden konkurrierende und versöhnliche Narrative ebenso wie Akteure und Medien der Verbreitung bzw. ihrer Entlarvung diskutiert.
• Beabsichtigt ist – in Fortführung und Erweiterung der Internetplattform Clio-Caucasus - die Etablierung eines speziellen verstetigten Dialogforums für kritisch denkende Historiker, Philosophen, Journalisten, Literaten, Künstler u. a., welches vor allem Vertreter der jungen Generation (Student*innen, Schüler*innen) zum (selbst-)kritischen Umgang mit Geschichte motivieren soll.
• Die Workshop-Diskussionen werden gefilmt und über einen speziellen YouTube-Kanal veröffentlicht, da diese sozialen Medien viel mehr und schneller verbreitet werden als traditionelle Medien.
• Wissenschaftlich fundierte Materialien werden zusätzlich auf Clio-Caucasus eingestellt.

Principal investigators
Auch, Eva-Maria Prof. Dr. (Details) (History of Azerbaijan)

Financer
DAAD

Duration of project
Start date: 01/2018
End date: 12/2018

Last updated on 2022-08-09 at 23:06