Meta-Metaphysik. Zu Sinn und Unsinn ontologischer Dispute
Die Auseinandersetzung mit der Frage „Was existiert?“ – der zentralen Frage der Ontologie –zählt nicht nur zu den ältesten Aufgabenfeldern der Philosophie, sie hat in der analytischen Philosophie in den letzten Jahrzehnten auch eine beispiellose Renaissance erlebt. Doch kann man darüber, ob Zahlen existieren, oder darüber, ob es neben kleinsten, tischartig angeordneten Teilchen auch noch entsprechende makroskopische Objekte wie Tische gibt, überhaupt sinnvoll diskutieren? Die Auffassung, dass paradigmatische metaphysische Dispute letztlich sinnlos sind, wurde bereits vor mehr als 60 Jahren von Rudolf Carnap in seinem einflussreichen Aufsatz Empiricism, Semantics, and Ontology vertreten, fand aber aufgrund seiner sprachphilosophisch und methodologisch umstrittenen Voraussetzungen kaum Beachtung unter Metaphysikern. Der von ihm geäußerte Verdacht konnte allerdings nie gänzlich ausgeräumt werden und ist insbesondere in den letzten zehn Jahren in unterschiedlicher Ausgestaltung immer wieder zu hören: Sind ontologische Fragen nicht wenn überhaupt nur trivialerweise zu beantworten und sind also metaphysisch uninteressant? Tragen Philosophen, die sich mit ihnen befassen, nicht einen bloßen Streit um Worte aus? Und gibt es überhaupt objektiv wahre und objektiv falsche Antworten auf sie? In diesem Projekt soll die Frage nach Sinn und Unsinn ontologischer Dispute neu aufgeworfen und auf der Höhe der gegenwärtigen Sprachphilosophie und philosophischen Methodologie theoretisch aufgearbeitet werden. Das erste Teilprojekt folgt der Intuition, dass die Antworten auf ontologische Fragen auf der Hand liegen und daher trivial sind. Das zweite Teilprojekt widmet sich der Frage, ob es auf solcherlei Fragen überhaupt objektiv wahre oder objektiv falsche Antworten gibt. Ein drittes Teilprojekt ist geplant, sein Thema steht im Moment aber noch nicht genau fest.
Mittelgeber
Laufzeit
Projektstart: 04/2012
Projektende: 06/2016
Publikationen
Tobias Rosefeldt:
2018 Should Metaphysics Care about Linguistics?; in: Journal of General Philosophy of Science 49/2, 161–178.
2017 Counting things that could exist“; in: The Philosophical Quarterly 67/266 (2017), 127-147.
2016 Antwort auf Gabriel (zusammen mit Catharine Diehl); in: Philosophisches Jahrbuch 123(2).
2015 Gibt es Markus Gabriels neuen Realismus?“ (zusammen mit Catharine Diehl); in: Philosophisches Jahrbuch 122(1).
Julia Zakkou:
2019 Embedded Taste Predicates, Inquiry, 34/2, pp 1-22.
2019 Denial and Retraction: A Challenge for Theories of Taste Predicates, Synthese, 196/4, pp 1555-1573.
2018 Faultless Disagreement. A Defense of Contextualism in the Realm of Personal Taste, Klostermann, Frankfurt/Main
2017 Jesus loves you!, Philosophical Studies, 174/1, pp 237-255.
Catharine Diehl:
In Arbeit: The Principle of Individuation in Leibniz, Kant, and Contemporary Philosophy.
In Arbeit: Metaphysical Systems That Deny Leibniz's Law. (Zusammen mit Beau Madison Mount).
2018 A Language for Ontological Nihilism. In: Ergo: An Open Access Journal of Philosophy 5:971-996.
2017 Ontological Nihilism and Existential Commitment, Dissertation, Humboldt-Universität zu Berlin.
2016 Versteckte Zahlen. In: Zeitschrift für Philosophische Forschung, Volume 70, Number 3, pp. 412-418(7).
2016 Antwort auf Gabriel (zusammen mit Tobias Rosefeldt); in: Philosophisches Jahrbuch 123(2).
2015 Gibt es Markus Gabriels neuen Realismus?“ (zusammen mit Tobias Rosefeldt); in: Philosophisches Jahrbuch 122(1).