Paläoökologie und Evolution der pliozän-pleistozänen Mollusken des Turkana-Beckens: Implikationen für die Beckenentwicklung und die Evolution der Homininen in Ostafrika


Das Turkana Becken im Norden Kenias und Süden Äthiopiens gehört weltweit zu den wichtigsten Fundstätten für fossile Homininen. Dies gilt insbesondere für den Zeitabschnitt zwischen 2,3 und 1,5 Millionen Jahren, als vermutlich klimatische und ökologische Änderungen die Entstehung der Gattung Homo und die Migration ihrer ersten Vertreter aus Afrika vor etwa 1,9 Millionen Jahren initiiert haben. Im Gegensatz zu fossilen Homininen sind Mollusken des Pliozän und Pleistozän im Turkana Becken sehr häufig. Das Ziel des Projekts ist die Analyse der Evolution und Paläoökologie dieser Mollusken im Hinblick auf die mögliche Beziehung zwischen klimatischen und ökologischen Änderungen für die Evolution der Homininen. Die Turkana Mollusken wurden diskutiert im Zusammenhang mit der Theorie des Punktualismus ("punctuated equilibrium"). Nachdem wir schon alternative Hypothesen zur Erklärung der Evolutionsmuster der Mollusken des Turkana Beckens vorgeschlagen haben, sollen diese Hypothesen jetzt getestet werden. Gemäß dieser Hypothesen sind die Veränderungen der Diversität und Disparität der Mollusken in der Zeit auf anagenetische und nicht auf kladogenetische Prozesse zurückzuführen. Basierend auf Geländedaten werden wir die Diversität und Disparität der Turkana-Mollusken in Verbindung mit sedimentologischen und taphonomischen Daten analysieren. Außerdem verfolgen wir einen aktualistischen Ansatz unter Verwendung molekulargenetischer Daten ausgewählter Mollusken (insbesondere die Süßwasserschnecke Melanoides) des Malawi-Sees als rezenten Vergleich. Schließlich wollen wir unsere an Mollusken gewonnenen Daten im Rahmen einer internationalen Zusammenarbeit mit geologischen und geochemischen Daten abgleichen, um so die klimatischen und hydrologischen Verhältnisse des Turkana-Beckens sowie den Verlauf der Evolution dieser Mollusken zu rekonstruieren. Diese Rekonstruktion der Lebensumwelt und ihres Wandels soll dann letztlich auch zu einem besseren Verständnis der Paläoökologie von Homininen in Ostafrika während einer der wichtigsten Phasen der Menschheits-Evolution beitragen.


Projektleitung
Glaubrecht, Matthias Dr. (Details) (Leitung / Sekretariat)

Mittelgeber
DFG: Sachbeihilfe

Laufzeit
Projektstart: 03/2009
Projektende: 02/2011

Publikationen
Scholz, H. and Glaubrecht 2010. A new and open coiled Valvata (gastropoda) from the Pliocene Koobi Fora Formation of the Turkana Basin, Northern Kenya. - Journal of Paleontology 84(5): 994-1000.

Zuletzt aktualisiert 2022-08-09 um 09:07