"Mainstream and Dissident Scientific Networks between Southeastern Europe and Germany" (Veranstaltung: Berlin, 2012)


Im Rahmen der Tagung richten wir den Fokus auf die gesellschaftliche und politische Rolle und Bedeutung der wissenschaftlichen Netzwerke zwischen Wissenschaftlern und wissenschaftlichen Institutionen in Deutschland und den südosteuropäischen Ländern, und zwar von der Gründung der Nationalstaaten in Südosteuropa bis in die zwei ersten Jahrzehnte des Kalten Krieges. Dabei werden sowohl die Geistes- als auch die Naturwissenschaften und die Medizin berücksichtigt.
Ausgangspunkt des Tagungskonzepts ist der Doppelcharakter der Wissenschaft: Einerseits ist sie durch Universalität gekennzeichnet, andererseits trägt sie (bzw. tragen die wissenschaftlichen Institutionen) die Modernisierung einer Gesellschaft und die Entfaltung der Nation mit. Zu den wissenschaftlichen Institutionen zählen die Zentren der Forschung, der Lehre und der Wissensakkumulation wie Museen, Bibliotheken, Schulen und Universitäten. Die Gründung von universitären und nicht-universitären wissenschaftlichen Institutionen ist als Etablierung sowohl wissenschaftlicher als auch sozialer Funktionen und Normen der europäischen Wissenschaftsgesellschaften im Staatengefüge der Balkanländer zu begreifen. Die Rolle einzelner Persönlichkeiten ist dabei von zentraler Bedeutung.
Ein zentraler konzeptueller Ausgangspunkt ist die Idee des wissenschaftlichen Netzwerks. Wissenschaftliche Netzwerke werden durch den universalen Charakter der Wissenschaft als legitimiertes Wissen und seinen Transfer, aber auch durch die Professionalisierung der Wissenschaft begründet und bewerkstelligt. Denn die Professionalisierung der Wissenschaften und ihre Rolle im Sinne eines Berufsstandes prägen das Handeln der Wissenschaftler und die damit verbundenen beruflichen Interessen. Diese beruflichen Interessen sind indes sehr heterogen und können zu Interessenkonflikten führen, wie z. B. die unterschiedlichen Machtpositionen der involvierten Akteure, ihre ideologischen Überzeugungen, ihre konkurrierenden beruflichen Interessen etc. Derartige Interessenkonflikte kommen insbesondere in Transformationsphasen oder historisch offenen Konstellationen zur Geltung (wie den Balkankriegen 1912/13, den beiden Weltkriegen oder dem Kalten Krieg).
Die wissenschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und den südosteuropäischen Ländern gehen auf die Gründung der dortigen Universitäten und wissenschaftlichen Institutionen zurück. Obwohl Südosteuropa seitens der deutschen Kultur- und Wissenschaftspolitik häufig als Sammelbegriff behandelt wurde, kamen die Spezifika der bilateralen Beziehungen in den verschiedenen politisch-gesellschaftlichen Abschnitten doch zum Vorschein.

Principal investigators
Voß, Christian Prof. Dr. (Details) (South Slavic Languages and Cultures)

Financer
DFG: Sonstiges

Duration of project
Start date: 06/2012
End date: 07/2012

Last updated on 2022-08-09 at 13:06